Nahost im Chaos: Gaza-Konflikt und Syriens neue Krise

Der Nahe Osten kommt einfach nicht zur Ruhe. Während wir hier gemütlich unseren Kaffee schlürfen, spielt sich in Gaza ein humanitäres Drama ab, das seinesgleichen sucht. Die israelische Armee hat letzte Woche ihre Militäroperationen auf Deir al-Balah ausgeweitet – eine Stadt, die bisher als relativ sicherer Zufluchtsort galt und in der Hunderttausende Vertriebene Schutz gesucht hatten. Jetzt müssen zwischen 50.000 und 80.000 Menschen erneut ihre Sachen packen und fliehen, wie das UN-Nothilfebüro OCHA berichtet. Die Evakuierungszone umfasst inzwischen erschreckende 87,8 Prozent der Gesamtfläche des Gazastreifens, wodurch die Bevölkerung auf nur noch 12 Prozent des ohnehin kleinen Gebiets zusammengedrängt wird.

Die Zahlen der Opfer sind erschütternd: Zehn Tote bei einem Angriff in Gaza-Stadt, darunter ein Bankdirektor und seine Familie. Im Flüchtlingsviertel Al-Schati wurden mindestens 16 Menschen getötet, als Bomben auf Zelte fielen. Stellt euch das mal vor – Menschen, die bereits alles verloren haben, werden in provisorischen Unterkünften erneut zum Ziel. Nach palästinensischen Angaben wurden allein an einem Tag mindestens 81 Palästinenser getötet.

Das Welternährungsprogramm (WFP) schlägt Alarm, nachdem auf Menschen geschossen wurde, die verzweifelt auf Hilfsgüter warteten. "Die Menschen haben lediglich versucht, an Nahrungsmittel zu gelangen, um sich und ihre Familien zu ernähren, die kurz vor dem Verhungern stehen", erklärte das WFP. Ein Konvoi aus 25 Lastwagen geriet unter Beschuss, als er den Grenzübergang Zikim überquerte. Die WHO berichtet zudem von dramatischen Szenen: Ihre Einrichtungen wurden gestürmt, Mitarbeiter festgenommen und Frauen sowie Kinder gezwungen, zu Fuß durch Kampfgebiete zu fliehen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus beklagt, dass das zentrale Warenlager der Organisation beschädigt wurde und andere Lager in der Kampfzone nicht mehr betrieben werden können: "Dies schränkt unsere Fähigkeit ein, in Gaza tätig zu sein, und bringt das Gesundheitswesen in Gaza dem Zusammenbruch näher."

Währenddessen warten noch immer 50 Geiseln auf ihre Freilassung, von denen mindestens 20 noch am Leben sein sollen. Der ehemalige Geisel Keith Siegel warnt eindringlich, dass die Militäreinsätze das Leben der verbliebenen Geiseln gefährden könnten: "Als ich in Gefangenschaft war, wurde ich in Zentral-Gaza festgehalten. Genau dort, wo jetzt das Militär seine Operationen ausweitet. Ich war dort mit anderen Geiseln. Diese Kämpfe riskieren das Leben dieser Geiseln."

Als wäre das nicht genug, brodelt es auch in Syrien. In der Provinz Suweida kämpfen islamistische Regierungstruppen gegen drusische Milizen, wobei laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereits über 700 Menschen getötet wurden. Israel mischt mit, bombardiert syrische Panzer und sogar das Verteidigungsministerium in Damaskus. Unter US-Vermittlung wurde zwar eine Waffenruhe vereinbart, doch die Lage bleibt äußerst angespannt.

In Gaza selbst bröckelt die Macht der Hamas. Sie kontrolliert nur noch 20 Prozent des Gebiets. In die Lücke stoßen zwielichtige Clanmilizen wie die von Jasser Abu Shabab angeführte "Volkskräfte", mit denen Israel teilweise kooperiert – eine fragwürdige Strategie, da Abu Shabab als Krimineller gilt und von seinem eigenen Clan ausgestoßen wurde.

Die internationale Gemeinschaft fordert ein Ende des Krieges. "Der Krieg in Gaza muss jetzt beendet werden", schrieben die Außenminister von 25 Ländern in einer gemeinsamen Erklärung und kritisierten Israels Umgang mit humanitärer Hilfe: "Das Modell der israelischen Regierung für die Bereitstellung von Hilfsgütern ist gefährlich, schürt Instabilität und beraubt die Menschen im Gazastreifen ihrer Menschenwürde."

Der Nahe Osten bleibt ein Pulverfass, das jederzeit explodieren könnte, während die Zivilbevölkerung weiterhin den höchsten Preis zahlt.


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