Die Sportwelt steht unter Schock: Die ehemalige deutsche Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist bei einem tragischen Bergunfall im pakistanischen Karakorum-Gebirge ums Leben gekommen. Die 31-jährige Ausnahmesportlerin wurde am 28. Juli 2025 während eines Abseilmanövers am Laila Peak von einem Steinschlag erfasst.
Der Unfall ereignete sich gegen Mittag Ortszeit auf einer Höhe von etwa 5.700 Metern, als Dahlmeier und ihre Seilpartnerin im Abstieg vom 6.069 Meter hohen Gipfel waren. Die Seilpartnerin setzte sofort einen Notruf ab, doch trotz umgehend eingeleiteter Rettungsmaßnahmen konnte niemand zur Verunglückten vordringen. Bei einem Überflug eines Militärhubschraubers am Morgen des 29. Juli waren keine Lebenszeichen mehr zu erkennen. Laut Statement ihres Managements ist von einem sofortigen Tod auszugehen. Die Rettungsaktion zur Bergung blieb erfolglos und wurde am Abend des 29. Juli eingestellt.
Die gebürtige Garmisch-Partenkirchnerin hatte 2019 im Alter von nur 25 Jahren ihre glanzvolle Biathlon-Karriere beendet, in der sie zu den erfolgreichsten Athletinnen der Welt zählte. Mit zwei olympischen Goldmedaillen 2018 in Pyeongchang im Sprint und in der Verfolgung sowie einer Bronzemedaille im Einzelwettkampf gehörte sie zu den herausragenden Sportlerinnen ihrer Generation. Besonders beeindruckend war ihre Leistung bei der WM 2017 in Hochfilzen, wo sie bei sechs Starts fünfmal Gold und einmal Silber holte. Insgesamt gewann sie sieben Weltmeistertitel, drei Silber- und fünf Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften sowie 20 Weltcuprennen und in der Saison 2016/17 den Gesamtweltcup.
Nach ihrem Rücktritt vom Leistungssport widmete sich Dahlmeier mit großer Leidenschaft dem Bergsport. Als staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin sowie aktives Mitglied der Bergwacht galt sie als erfahrene und besonnene Alpinistin. "In den Bergen fühle ich mich einfach daheim", hatte sie einmal gesagt. Ihre Bergsteiger-Karriere führte sie zu beeindruckenden Erfolgen: Sie bestieg den Peuterey-Grat am Montblanc, die Salathé-Route am El Capitan im kalifornischen Yosemite-Tal und absolvierte im vergangenen Herbst in Nepal die Ama Dablam (6.812 Meter) in Rekordzeit.
Dem Biathlon blieb die Oberbayerin als TV-Expertin für das ZDF verbunden und begeisterte die Zuschauer mit ihrer fachkundigen Analyse. Der Laila Peak war bereits das zweite Ziel ihrer aktuellen Expedition, nachdem sie am 8. Juli erfolgreich den 6.287 Meter hohen Great Trango Tower bestiegen hatte.
Die Nachricht von Dahlmeiers Tod hat in der Sportwelt und besonders in ihrer Heimat tiefe Bestürzung ausgelöst. Ihre ehemalige Konkurrentin und zwölfmalige Weltmeisterin Magdalena Neuner schrieb auf Instagram: "Ich denke an dich Laura". Auch der dreimalige Rodel-Olympiasieger Felix Loch zeigte sich erschüttert: "Auf einmal steht die Zeit still. Wir alle denken an dich, Laura!!".
Es war Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass im Falle eines tödlichen Unfalls niemand sein Leben riskieren solle, um sie zu bergen. Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen, was auch im Sinne der Angehörigen ist. "Wir nehmen Abschied von einem großartigen Menschen. Laura hat mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert", hieß es in der Mitteilung der Familie zum Tod. "Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben".
Mit Laura Dahlmeier verliert der deutsche Sport nicht nur eine herausragende Athletin, sondern auch einen Menschen, der für seine herzliche und geradlinige Art geschätzt wurde und der stets nach seinen eigenen Regeln lebte – bis zuletzt.
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